Montag, 1. Dezember 2014

Bavaria Sport 360 Coupé: Neuentwicklung mit Niveau

Mit innovativen Modellen wie der Bavaria Sport 360 Coupé reagiert die fränkische Werft auf den schwierigen Markt für neue Motoryachten. 


Mit den Modellen Sport 360 und Sport 400 hat Bavaria heuer zwei neue Motoryachten präsentiert, denen auf der boot 2015 in Düsseldorf die Sport 450 folgen soll. Dabei wurde die gesamte Produktpalette konzeptionell neu durchdacht und in wesentlichen Punkten verändert, um dem anhaltenden Trend nach mehr Komfort und höherer Lebensqualität an Bord gerecht zu werden. Bis auf die Rümpfe bleibt bei den Neuen nur wenig beim Alten. Grundsätzlich werden nun vier Variationen angeboten: Das Basismodell mit der Bezeichnung “Open”, wie gehabt mit offenem Cockpit, Geräteträger und freiem Blick zum Himmel. Die Hardtop-Versionen (Kürzel HT) mit Deckshaus und Seitenscheiben, wobei entweder ein großes Textil-Schiebedach oder ein kleineres aus GFK zur Wahl stehen. Beim neuen Coupé-Modell hingegen kann kann der überdachte Bereich achtern mit einer Schiebetür komplett geschlossen werden. So entsteht ein Deckssalon mit großen Fensterflächen, wobei das Schiebedach weiter für reichlich Frischluftzufuhr sorgt.


Bavaria Sport 360 Coupe: Schiebedach-Cruiser mit interessanten Details. Foto: Dieter Wanke


Neues Konzept mit frischem Look
Deck und Aufbauten der Bavaria Sport 360, wurden komplett neu gestaltet. Die größten Veränderungen sind aber im Cockpit sichtbar. Die markante Sonnenliege im Achterschiff wurde von einer L-förmige Sitzgruppe abgelöst, die bis unmittelbar an die ebenfalls neu konstruierte Badeplattform reicht. Das schafft einerseits mehr Lebensraum im Cockpit, schränkt aber sowohl den Zugang zum Motorraum als auch den achterlichen Stauraum ein, der sich bei der Vorgängerin unter der Liegefläche befand. Sonnenanbeter müssen allerdings nicht zwangsläufig auf die optional verfügbaren Liegepolster des Vordecks ausweichen, denn die Sitzgruppe kann wahlweise mit einer elektrischen Absenkvorrichtung des Tisches in eine Liegefläche verwandelt werden.



Al fresco: Dinette am Heck, die zur Liegefläche mutiert. Foto: Dieter Wanke


Die stabile Schiebetür des Coupés lässt sich komplett öffnen, was dem Cockpit bei offenem Dach ein ebenso luftiges Ambiente verschafft, wie den HT-Modellen. Hinter der Tür an Steuerbord ist eine Wetbar installiert, die mit Grill und Kühlschrank ergänzt werden kann. Die Sitzgruppe an Backbord bietet bis zu fünf Personen Platz, während die Sonnenliege davor für Beifahrer reserviert ist. Dieses Arrangement lässt beim Coupé einen komplett geschlossenen zweiten Salon auf dem Oberdeck entstehen. Um den Durchgang nicht zu blockieren und dennoch möglichst viele Crewmitglieder am Tisch zu platzieren, gibt es auf Wunsch zwei raffinierte Hocker, die bei Nichtbenutzung unter dem Tisch verschwinden.


Tisch mit Aussicht: Das neue Arrangement mit Schiebetür achtern schafft einen Decksalon. Foto: Dieter Wanke


Der Arbeitsplatz des Rudergängers wurde ergonomisch verbessert, wobei besonders die optimierte Platzierung der Instrumente am reflexarmen dunkelgrauen Armaturenbrett auffällt. Dunkelgraue Fläche unter den Fenstern haben zudem störende Reflexionen in der Scheibe weitgehend eliminiert. Bei HT und Coupé ist die Windschutzscheibe belüftet und die beiden nun serienmäßigen Scheibenwischer reichen fast über die ganze Glasfläche. Beides verbessert Sicht und Sicherheit bei Schlechtwetterfahrten. Am Sockel des Fahrersitzes kann auf Wunsch ein klappbarer Tritt montiert werden, der beim Manövrieren das Überblicken der Dachlinie ermöglicht. Seitliche Schiebefenster erleichtern Kommunikation und Belüftung. Aber auch bei den Details wurde mit einem Getränkehalter und einem Handlauf am Niedergang nachgelegt.


Praktisch, ergonomisch: Der Steuerstand mit blendfreien Instrumenten. Foto: Dieter Wanke


Aufgeräumter Eindruck unter Deck
Unter Deck hat sich an der Kabinenaufteilung nichts geändert, aber das Mobiliar wurde komplett neu konzipiert. Technik verschwindet hinter Klappen, was die Optik aufwertet und Steckdosen gibt es nun endlich in allen Kabinen. Die deutlich vergrößerten Seitenfenster der Bugkabine sorgen für mehr Licht und bessere Sicht. Durch eine auf 1,80 Meter verkürzte Liegefläche, die bei Bedarf mit einem Einsatz auf zwei Meter verlängert werden kann, erscheint der Raum deutlich größer. Und in der Achterkabine steht nun durch eine Änderung der Stauschränke eine verlängerte Sitzbank zur Verfügung. Mit den Rückenlehnen können die beiden Einzelkojen wie bisher zum Doppelbett ergänzt werden.



Raumaufteilung: Mehr Sitzplatz in der Achterkajüte. Foto: Dieter Wanke


Im Salon verfügen die Fenster nun über Lüftungsmöglichkeiten, aber über der Kochfläche fehlt weiterhin ein Abzug. Der Klapptisch vergrößert die Bewegungsfreiheit, während zusätzliche Stauschränke über der Sitzgruppe und der Pantry mehr Stauraum schaffen. Der umlaufende Haltegriff an der Arbeitsfläche ist entfällt bei den neuen Modellen zwar, der sinnvolle zweiflammige Gasherd gehört  aber weiterhin zu den Optionen. In der Nasszelle der Eignerkajüte gibt es serienmäßig eine Warmwasser-Dusche, die aus einem 20-Liter-Boiler gespeist wird und ein Seitenfenster, das sich nun zur besseren Lüftung öffnen lässt.


Alles da: Zum Kochen, Kühlen, und Spülen. Und auch neue Kästen zum Stauen. Foto: Dieter Wanke


Mehr Adrenalin durch mehr Kraft
Im Testboot waren zwei Volvo Penta D3-220 Turbodieselmotoren mit je 162 kW (220 PS) montiert, eine Wahl, die sicher viele Interessenten in Erwägung ziehen dürften. Andere Optionen bei den Selbstzündern sind zwei von Volkswagen stammende Mercury-Diesel vom Typ TDI 3.0-265 oder ein einzelner Volvo Penta D6-370. Als Basismotorisierung werden allerdings zwei Benziner des Typs Mercruiser 5,0 MPI DTS mit je 191 kW (260 PS) angeboten. Wer noch mehr Leistung möchte, kann sich entweder für zwei Volvo Penta V8-300 oder V8-320 entscheiden. Je nach Hersteller wird die Kraft mit Bravo-Three- oder Aquamatic-Z-Antrieben über gegenläufige Doppelpropeller ins Wasser übertragen. Die bei diesem Test gefahrenen 5-Zylinder-Diesel schöpfen ihre Kraft mit Unterstützung von Turboladern aus 2,4-Liter-Hubraum und bringen das Testboot in 10 Sekunden bei knapp 17 Knoten in Gleitfahrt. Die Höchstgeschwindigkeit von 30 Knoten liegt nach etwa einer halben Minute bei 3800 Umdrehungen an. Das sind akzeptable Werte, auch wenn die Nenndrehzahl von 4000 Touren nicht erreicht wurde.



Kraftwerke: Wer gern Gas gibt, sollte für seine Bavaria Sport 360 starke Antriebe wählen. Foto: Dieter Wanke


Bei einer Reisegeschwindigkeit von 24 Knoten laufen bei 3500 Umdrehungen dann doch 73 Liter Diesel durch die Einspritzpumpen, denn man bewegt sich dabei recht nah am Vollgas-Bereich. Beim Handling zeigte sich der Rumpf mit den gewohnt problemlosen Fahreigenschaften, der den Insassen stets ein hohes Sicherheitsgefühl bietet. Vollkreise konnten bei 3400 Umdrehungen in beide Richtungen mit einem Radius von drei Bootslängen gefahren werden. Allerdings lässt dabei die Drehzahl spürbar nach. Die Bavaria Sport 360 überzeugte auch bei Langsamfahrt: So ließ sich die Yacht bei Standgas auch ohne Joystick oder Bugstrahlruder fast auf der Stelle drehen. Adrenalinsüchtige sind allerdings gut beraten, dieses Boot mit kräftigeren Motoren zu bestellen.


Formen: Die neue Bavaria Sport 360 fährt auf einem bewährtem Rumpf. Foto: Dieter Wanke


Flexibler Nutzen und verbesserte Details
Durch das geänderte Deckslayout ist die neue Bavaria Sport 360 flexibler nutzbar als ihre Vorgängerin und auch bei den Detailverbessrungen haben die Entwickler gute Arbeit geleistet. Der moderate Einstiegspreis von 154 581 Euro für die offene Grundversion ist typisch für Bavaria. Allerdings relativiert sich diese Zahl auch sehr schnell, denn für das gefahrene Coupé beginnt das Preisgefüge bei 178 381 Euro. Wer die Volvo Penta D3-220 Turbodiesel ins Auge fasst, die im Testboot montiert waren, muss mindestens 195 151 Euro investieren. Dazu kommt Bavarias bekannt lange Aufpreisliste, denn der unverzichtbare Anker gehört auch bei den neuen Sport-Modellen nicht zur Grundausstattung. Mit notwendigem Zubehör und etwas Luxus ausgestattet, liegt das getestete Boot dann doch bei 254 787 Euro. Wer die flotteren Mercury-Diesel vorzieht, sollte noch weitere 10 000 Euro angespart haben. Insgesamt bewegt sich die Werft mit ihrem neuen Konzept und der weiter steigenden Verarbeitungsqualität aber in eine gute Richtung. So ist das Gesamtpaket der Bavaria Sport 360 auch stimmig.



Wandelbar: Das Cockpit ist  bei Schönwetter offen, lässt sich aber bei Bedarf mit einer Schiebetür schließen. Foto: Dieter Wanke























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