Mit innovativen Modellen wie der Bavaria Sport 360 Coupé reagiert die
fränkische Werft auf den schwierigen Markt für neue Motoryachten.
Mit den Modellen Sport 360 und Sport 400 hat Bavaria heuer zwei neue
Motoryachten präsentiert, denen auf der boot 2015 in Düsseldorf
die Sport 450 folgen soll. Dabei wurde die gesamte Produktpalette
konzeptionell neu durchdacht und in wesentlichen Punkten verändert, um
dem anhaltenden Trend nach mehr Komfort und höherer Lebensqualität an
Bord gerecht zu werden. Bis auf die Rümpfe bleibt bei den Neuen nur
wenig beim Alten. Grundsätzlich werden nun vier Variationen angeboten:
Das Basismodell mit der Bezeichnung “Open”, wie gehabt mit offenem
Cockpit, Geräteträger und freiem Blick zum Himmel. Die Hardtop-Versionen
(Kürzel HT) mit Deckshaus und Seitenscheiben, wobei entweder ein großes
Textil-Schiebedach oder ein kleineres aus GFK zur Wahl stehen. Beim
neuen Coupé-Modell hingegen kann kann der überdachte Bereich achtern mit
einer Schiebetür komplett geschlossen werden. So entsteht ein
Deckssalon mit großen Fensterflächen, wobei das Schiebedach weiter für
reichlich Frischluftzufuhr sorgt.
Neues Konzept mit frischem Look
Deck und Aufbauten der Bavaria Sport 360, wurden komplett neu
gestaltet. Die größten Veränderungen sind aber im Cockpit sichtbar. Die
markante Sonnenliege im Achterschiff wurde von einer L-förmige
Sitzgruppe abgelöst, die bis unmittelbar an die ebenfalls neu
konstruierte Badeplattform reicht. Das schafft einerseits mehr
Lebensraum im Cockpit, schränkt aber sowohl den Zugang zum Motorraum als
auch den achterlichen Stauraum ein, der sich bei der Vorgängerin unter
der Liegefläche befand. Sonnenanbeter müssen allerdings nicht
zwangsläufig auf die optional verfügbaren Liegepolster des Vordecks
ausweichen, denn die Sitzgruppe kann wahlweise mit einer elektrischen
Absenkvorrichtung des Tisches in eine Liegefläche verwandelt werden.
Die stabile Schiebetür des Coupés lässt sich komplett öffnen, was dem
Cockpit bei offenem Dach ein ebenso luftiges Ambiente verschafft, wie
den HT-Modellen. Hinter der Tür an Steuerbord ist eine Wetbar
installiert, die mit Grill und Kühlschrank ergänzt werden kann. Die
Sitzgruppe an Backbord bietet bis zu fünf Personen Platz, während die
Sonnenliege davor für Beifahrer reserviert ist. Dieses Arrangement lässt
beim Coupé einen komplett geschlossenen zweiten Salon auf dem Oberdeck
entstehen. Um den Durchgang nicht zu blockieren und dennoch möglichst
viele Crewmitglieder am Tisch zu platzieren, gibt es auf Wunsch zwei
raffinierte Hocker, die bei Nichtbenutzung unter dem Tisch verschwinden.
Der Arbeitsplatz des Rudergängers wurde ergonomisch verbessert, wobei
besonders die optimierte Platzierung der Instrumente am reflexarmen
dunkelgrauen Armaturenbrett auffällt. Dunkelgraue Fläche unter den
Fenstern haben zudem störende Reflexionen in der Scheibe weitgehend
eliminiert. Bei HT und Coupé ist die Windschutzscheibe belüftet und die
beiden nun serienmäßigen Scheibenwischer reichen fast über die ganze
Glasfläche. Beides verbessert Sicht und Sicherheit bei
Schlechtwetterfahrten. Am Sockel des Fahrersitzes kann auf Wunsch ein
klappbarer Tritt montiert werden, der beim Manövrieren das Überblicken
der Dachlinie ermöglicht. Seitliche Schiebefenster erleichtern
Kommunikation und Belüftung. Aber auch bei den Details wurde mit einem
Getränkehalter und einem Handlauf am Niedergang nachgelegt.
Aufgeräumter Eindruck unter Deck
Unter Deck hat sich an der Kabinenaufteilung nichts geändert,
aber das Mobiliar wurde komplett neu konzipiert. Technik verschwindet
hinter Klappen, was die Optik aufwertet und Steckdosen gibt es nun
endlich in allen Kabinen. Die deutlich vergrößerten Seitenfenster der
Bugkabine sorgen für mehr Licht und bessere Sicht. Durch eine auf 1,80
Meter verkürzte Liegefläche, die bei Bedarf mit einem Einsatz auf zwei
Meter verlängert werden kann, erscheint der Raum deutlich größer. Und in
der Achterkabine steht nun durch eine Änderung der Stauschränke eine
verlängerte Sitzbank zur Verfügung. Mit den Rückenlehnen können die
beiden Einzelkojen wie bisher zum Doppelbett ergänzt werden.
Im Salon verfügen die Fenster nun über Lüftungsmöglichkeiten, aber über
der Kochfläche fehlt weiterhin ein Abzug. Der Klapptisch vergrößert die
Bewegungsfreiheit, während zusätzliche Stauschränke über der Sitzgruppe
und der Pantry mehr Stauraum schaffen. Der umlaufende Haltegriff an der
Arbeitsfläche ist entfällt bei den neuen Modellen zwar, der sinnvolle
zweiflammige Gasherd gehört aber weiterhin zu den Optionen. In der
Nasszelle der Eignerkajüte gibt es serienmäßig eine Warmwasser-Dusche,
die aus einem 20-Liter-Boiler gespeist wird und ein Seitenfenster, das
sich nun zur besseren Lüftung öffnen lässt.
Mehr Adrenalin durch mehr Kraft
Im Testboot waren zwei Volvo Penta D3-220 Turbodieselmotoren
mit je 162 kW (220 PS) montiert, eine Wahl, die sicher viele
Interessenten in Erwägung ziehen dürften. Andere Optionen bei den
Selbstzündern sind zwei von Volkswagen stammende Mercury-Diesel vom Typ
TDI 3.0-265 oder ein einzelner Volvo Penta D6-370. Als
Basismotorisierung werden allerdings zwei Benziner des Typs Mercruiser
5,0 MPI DTS mit je 191 kW (260 PS) angeboten. Wer noch mehr Leistung
möchte, kann sich entweder für zwei Volvo Penta V8-300 oder V8-320
entscheiden. Je nach Hersteller wird die Kraft mit Bravo-Three- oder
Aquamatic-Z-Antrieben über gegenläufige Doppelpropeller ins Wasser
übertragen. Die bei diesem Test gefahrenen 5-Zylinder-Diesel schöpfen
ihre Kraft mit Unterstützung von Turboladern aus 2,4-Liter-Hubraum und
bringen das Testboot in 10 Sekunden bei knapp 17 Knoten in Gleitfahrt.
Die Höchstgeschwindigkeit von 30 Knoten liegt nach etwa einer halben
Minute bei 3800 Umdrehungen an. Das sind akzeptable Werte, auch wenn die
Nenndrehzahl von 4000 Touren nicht erreicht wurde.
Bei einer Reisegeschwindigkeit von 24 Knoten laufen bei 3500 Umdrehungen
dann doch 73 Liter Diesel durch die Einspritzpumpen, denn man bewegt
sich dabei recht nah am Vollgas-Bereich. Beim Handling zeigte sich der
Rumpf mit den gewohnt problemlosen Fahreigenschaften, der den Insassen
stets ein hohes Sicherheitsgefühl bietet. Vollkreise konnten bei 3400
Umdrehungen in beide Richtungen mit einem Radius von drei Bootslängen
gefahren werden. Allerdings lässt dabei die Drehzahl spürbar nach. Die Bavaria Sport 360 überzeugte auch bei Langsamfahrt: So ließ sich die
Yacht bei Standgas auch ohne Joystick oder Bugstrahlruder fast auf der
Stelle drehen. Adrenalinsüchtige sind allerdings gut beraten, dieses
Boot mit kräftigeren Motoren zu bestellen.
Flexibler Nutzen und verbesserte Details
Durch das geänderte Deckslayout ist die neue Bavaria Sport 360
flexibler nutzbar als ihre Vorgängerin und auch bei den
Detailverbessrungen haben die Entwickler gute Arbeit geleistet. Der
moderate Einstiegspreis von 154 581 Euro für die offene Grundversion ist
typisch für Bavaria. Allerdings relativiert sich diese Zahl auch sehr
schnell, denn für das gefahrene Coupé beginnt das Preisgefüge bei 178
381 Euro. Wer die Volvo Penta D3-220 Turbodiesel ins Auge fasst, die im
Testboot montiert waren, muss mindestens 195 151 Euro investieren. Dazu
kommt Bavarias bekannt lange Aufpreisliste, denn der unverzichtbare
Anker gehört auch bei den neuen Sport-Modellen nicht zur
Grundausstattung. Mit notwendigem Zubehör und etwas Luxus ausgestattet,
liegt das getestete Boot dann doch bei 254 787 Euro. Wer die flotteren
Mercury-Diesel vorzieht, sollte noch weitere 10 000 Euro angespart
haben. Insgesamt bewegt sich die Werft mit ihrem neuen Konzept und der
weiter steigenden Verarbeitungsqualität aber in eine gute Richtung. So
ist das Gesamtpaket der Bavaria Sport 360 auch stimmig.
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